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Narrenutensilien und Narrenattribute
Peter Haller Vielerlei Utensilien tragen die Narren so mit sich herum. Dem Einfallsreichtum sind hier kaum Grenzen gesetzt, doch sollen hier nur die gängigsten, meist traditionellen aufgeführt werden. Arm ist jedoch der Narr, dem nichts in die Hand gegeben ist. Ein weiteres, heute eher seltenes Schlaginstrument ist die "Narrenpritsche" als scherzhaftes Züchtigungsgerät, bestehend aus vier bis fünf dünnen Brettern mit einem Handgriff, das sich möglicherweise aus dem mittelalterlichen Narrensymbol des "Kolbens", dem Vorläufer der "Marotte" (s.u.), entwickelt hat. Die sogenannte "Narrenwurst", ein 40 bis 50 cm langer, gefüllter Lederschlauch, der z.B. noch von den Weißnarren in Rottweil in der Hand getragen wird, kennzeichnet den Narren als jemand, der am Fleisch orientiert ist, was sich sowohl auf seine Verfressenheit als auch seine sexuelle Begierde (die Narrenwurst als Phallussysmbol) beziehen läßt. Mit der Narrenwurst wird dem am Rande stehenden Zuschauer vom Narren angezeigt, daß er ihn für eine Gabe wie Brezel, Gutsle (Bonbon), Orange aus seinem "Auswerfkorb" oder seiner "Schnupfdose" auserkoren hat, ihn also "schnupfen" (Lokalsprache u.a. in Rottweil, Oberndorf, Villingen = etwas Süßes, die "Schnupfede", zu sich nehmen) lassen will oder ihm etwas "aufsagen" möchte. Der Narr kann auch durch einen leichten Schlag mit der Narrenwurst auf die Schulter seines Gegenüber in seinen Bann ziehen. Bis zu 30 Brezeln können von sehr gebefreudigen Narren auf Brezelstangen1) getragen werden. Hier ist insbesondere der Oberndorfer Narro zu nennen. Der Oberndorfer Schantle hängt manchmal eine Wurst an einen Stecken mit Schnur, um den auserwählten Zuschauer danach schnappen zu lassen (Wurstschnappen), während der Rottweiler Schantle und der Oberndorfer Hansel Zierschirm und Auswerfkorb tragen. Ein weiteres bedeutendes Narrensymbol ist der Fuchsschwanz, der irrtümlicherweise meist als Zeichen der Schläue gedeutet wird, dabei belegen schon Bilder aus dem Mittelalter, dass Narren und Krüppel, also die Außenseiter der Gesellschaft, die als Heiden angesehen wurden, da sie ja aufgrund ihrer geistigen bzw. körperlichen Defekte keinesfalls ein Ebenbild Gottes sein konnten, als Kennzeichen Fuchsschwänze (und Schellen) trugen. Ferner war der Fuchs, wie bereits oben erwähnt, zu jener Zeit vielmehr ein Sinnbild für die Falschheit, Boshaftigkeit und Verschlagenheit. Dass zu jeder Hexe ein Hexenbesen gehört, auf dem sie nach altem Volksglauben in der "Walpurgisnacht" reitet, braucht man eigentlich nicht mehr zu erwähnen. Beim Umzug treiben die neckischen Hexen damit vielerlei Unfug, wirbeln Staub auf, lassen so manches hübsche Mädchen darauf reiten oder stemmen damit gemeinsam eine "Mithexe" in die Höhe. Der Spiegel des Narren galt im Mittelalter als Zeichen der Selbstverliebtheit des Narren, seiner Eitelkeit, seines Stolzes, seiner Ignoranz gegenüber Gott, aber auch als Mittel der Selbsterkenntnis der eigenen Torheit und Hinfälligkeit, womit zugleich der Sinnzusammenhang zwischen Narrheit und Vergänglichkeit verdeutlicht wird. Der Narr hält einer Welt voller Narren den Spiegel vor, damit sie darin ihre Verkehrtheit erkenne. Das weiße oder bunte, oft überdimensionale Schnupftuch, Schweißtuch, Sacktuch oder Foulard (= Seidentuch) wird, ebenso wie die Halskrause2), insbesondere von alten (barocken) Narrengestalten als textiler Zierat getragen, die damit ihre Putzsucht zur Schau stellen, wobei das bunte Tuch auch der Erkennung dienen kann, damit beispielsweise das Baaremer "Gretle" ihren "Hansel" leichter unter den anderen herausfindet. Das weiße Sacktuch heißt aber bezeichnenderweise auch "Unschuld" und soll auf den ursprünglichen Sinn des durch die Sünden befleckten Taufkleides, das "Flecklehäs", hinweisen. In einigen Orten wie beispielsweise in Rottweil, in denen der Brauch des Aufsagens noch gepflegt wird, führen bestimmte Narrengestalten auch noch sogenannte Aufsagebücher oder Narrenbücher mit sich, aus denen sie ihren Mitbürgern anhand von Bildern lokale Begebenheiten aus dem vergangenen Jahr vortragen, wie z.B. vom Bürgermeister, der nächtens - vermutlich alkoholisiert - gegen einen Laternenpfahl gefahren ist und diesen dann am nächsten Morgen schnellstens reparieren ließ, damit ja keiner was merkt. Wie bereits erwähnt, wird nur noch von einigen wenigen Fasnachtsgestalten die bereits im Mittelalter als Symbol der Narrheit und Teufelsnähe bekannte Eselsohrenkappe getragen. Ebenfalls selten begegnet man heute der Marotte, dem Narrenzepter, an dessen oberem Ende sich das hölzerne Ebenbild des Trägers befindet, wodurch die Selbstverliebtheit des Narren und somit fehlende Liebe zu Gott und zum Nächsten versinnbildlicht wird. Sie wird heute fast nur noch vom unmaskierten Zunftmeister oder Narrenrat mit dem Abbild der Zunftmaske beim Umzug mitgeführt. Vorläufer der Marotte war der "Narrenkolben", mit dem die niedrige Entwicklungsstufe des Narren in Psalterillustrationen dargestellt werden sollte. Schließlich ist auch der Narrensäbel, der als Zeichen des Rügerechts angesehen wird, heute ein eher selten anzutreffendes Utensil.
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